Reparatur Heizungsgebläseregler E-Klasse BR210 Vor-MoPf mit Klimaautomatik

  • Hallo zusammen. Im Folgenden eine kleine Dokumentation zur Reparatur des Heizungsgebläsereglers der E-Klasse BR210 Vor-MoPf mit Klimaautomatik.


    Gebläse der Klimaautomatik (KLA) von vor-Modellpflegemodellen (Vor-MoPf) des W210/S210 besitzen einen anfälligen Regler. Fehler dieses Bauteiles äußern sich in vollständig ausgefallener Innenraumbelüftung oder des nur noch in einer Stufe laufenden Lüfters. Hier beschreibe ich, wie der Regler zu prüfen und auszutauschen ist. Zu beachten ist, dass es sich bei der Beschreibung um die würfelförmige Regeleinheit handelt, wie sie in frühen KLA-Modellen zum Einsatz kam. Spätere Modelle mit KLA, bzw. Fahrzeuge mit Heizungsautomatik (HAU) oder Temperaturautomatik (TAU), besitzen eine veränderte Reglerform (häufig als „Igel“ bezeichnet) und sind nicht ohne mechanischen Eingriff an dem beschriebenen Lüfter zu befestigen.


    Die hier beschriebene Vorgehensweise stellt meinen Weg der Fehlersuche dar und dient ausschließlich der Unterhaltung. Diese Beschreibung soll keine Anleitung zum Nachahmen sein. Durch unsachgemäß durchgeführte Instandsetzungen können Schäden am Fahrzeug entstehen, oder Gefahren für Leib und Leben erwachsen. Bitte überlassen Sie Reparaturen an Ihrem Fahrzeug einem Fachbetrieb! Angaben ohne Gewähr.


    Funktionsbeschreibung


    Der Gebläseregler hat ausschließlich die Aufgabe, die Lüfterdrehzahl zu regeln. Hierfür gibt das Bedienteil in der Konsole ein analoges Steuersignal von 0 bis ca. 6V an den Gebläseregler. Die Leistungselektronik im Regler versorgt dann den Laststromkreis mit 0 bis 12V. In dem Gebläseregler werkelt eine Transistorschaltung die einfach reparabel wäre, jedoch sind die Schaltungen in aller Regel vergossen. Somit bleibt bei einem Defekt nur der Austausch der gesamten Lüftereinheit oder des Gebläsereglers.


    1. Ausbau

    Bevor das Gebläse samt Regler ausgebaut wird, sollte im Vorfeld die betreffende Sicherung geprüft werden. Innenraumsicherungen befinden sich in dem Sicherungskasten vorne links im Motorraum. Position und Art der Sicherung sind in dem Faltblatt unter dem Deckel des Sicherungskasten genannt. Bei meinem W210 Bj 98 sind die Sicherungen 4 und 7 zuständig (10 bzw. 15A) und zeigen bei einem Defekt zudem den Ausfall des Kombiinstrumentes und des Klimabedienteils.


    1.1. Fußraumverkleidung ausbauen

    Die Lüftereinheit befindet sich unter einer Abdeckung im Beifahrerfußraum. Zunächst muss die Abdeckung über den Füßen des Beifahrers entfernt werden. Hierzu die Luftdusche, die sich in halber Höhe auf der linken Seite des Beifahrerfußraums befindet, entfernen. Die Kunststoff-Kreuzschraube um 90° nach links drehen und das Gitter auf der Seite der Kreuzschraube heraushebeln (siehe Abbildung 1).



    Abbildung 1: Luftdusche Beifahrerfußraum

    Anschließend die beiden Kreuzschrauben an der vorderen Seite der Kunststoffabdeckung vollständig herausdrehen. In Richtung Spritzwand ist die Abdeckung nur eingehängt. Die Verkleidung vorsichtig abnehmen (Abbildung 2).





    Abbildung 2: Verkleidung Beifahrerfußraum abnehmen

    1.2. Vorarbeiten bei Telefonkonsole am Dom

    Ist eine original Telefonkonsole vorhanden, so ist diese mit einer Schraube im Lüftungsgitter zusätzlich befestigt und überdeckt diese teilweise. Die Konsole muss zur Demontage des Gitters zuvor ausgebaut werden. Die Telefonkonsole am Dom hat zwei Befestigungspunkte: eine Kreuzschraube durch das Lüftungsgitter und einen Blechwinkel, der hinter die Verkleidung von Radio und Klimabedienteil geschoben ist. Die Kreuzschraube der Konsole vollständig aus dem Lüftungsgitter schrauben. Anschließend muss die Klimabedieneinheit und das Radio noch demontiert werden.





    Abbildung 3: Klimabedienteil ausbauen, falls Telefonkonsole vorhanden

    Für den Ausbau des Bedienteils und des Radios werden Ausziehhilfen in die dafür vorgesehenen Schlitze eingeführt. Hiermit werden die gefederten Rastnasen nach Innen gedrückt und das jeweilige Gerät kann herausgezogen werden. Falls das Ausziehwerkzeug nicht vorhanden ist, kann man sich beispielsweise auch mit zwei Nagelfeilen oder Fühlerlehren behelfen (Abbildung 3). Die Stecker von den Geräten abklemmen und Geräte beiseite legen.


    Anschließend kann die Holzblende abgeschraubt werden. Diese ist mit zwei Kreuzschrauben an der Oberseite des Radioschachtes befestigt. Beim Herausschrauben darauf achten, dass die kleinen Schräubchen nicht herunterfallen und im Kardantunnel verloren gehen. (Abbildung 4)





    Abbildung 4: Holzverkleidung ausbauen

    Mit der Holzverkleidung kann dann die Telefonkonsole abgenommen werden. Die Konsole ist mit dem besagten Blechwinkel hinter die Verkleidung geschoben. Konsole beiseite legen, ggf. an der Trennstelle abstecken um sie weiter weglegen zu können. Die Holzverkleidung kann an Ort und Stelle belassen werden.


    Falls noch nicht geschehen, kann jetzt das Lüftungsgitter und die Fußraumverkleidung wie oben beschrieben abgenommen werden. Unter der Fußraumverkleidung befindet sich auf der rechten Seite die Abdeckung, unter der sich der Lüfter befindet. Diese ist mit fünf Sechsrund-Schrauben (Torx) der Größe 20 befestigt – vollständig herausdrehen. Die Abdeckung nach unten abziehen (Abbildung 5).





    Abbildung 5: Lüfterabdeckung

    1.3. Lüftereinheit ausbauen

    Anschließend erblickt man bereits den Lüfter inkl. Regler. Die Einheit ist wiederum mit vier T20-Schrauben über die Laschen am äußeren Rand befestigt. Vollständig herausschrauben und die Einheit nach unten herausziehen (Abbildung 6).





    Abbildung 6: Lüfter im eingebauten Zustand

    2. Regler und Lüfter prüfen

    Nun können Lüfter und Regler geprüft werden. Sofern die Klimabedieneinheit ausgebaut wurde, diese wieder anschließen. Zündung vorher ausschalten.


    Für den ersten Test den Lüfter in die Hand nehmen (nicht an das Lüfterrad kommen!) und gut festhalten, sofern er anläuft. Zündung einschalten und die einzelnen Lüfterstufen durchschalten. Läuft er, aber nur wiederwillig und minderer Leistung, so können auch die Motorkohlen verschlissen sein. Läuft er nicht oder nur auf einer bestimmten Drehzahl, so ist wahrscheinlich der Regler defekt.


    Der Regler arbeitet, wie bereits geschrieben, mit einer analogen Steuerspannung von 0-6V. Über die manuelle Lüfterstufeneinstellung verteilen sich die Spannungswerte stufenweise in diesem Bereich.


    2.1. Exkurs

    Die einzelnen Spannungsstufen können über das Diagnosemenü des Klimabedienteils nachvollzogen werden. Hierfür die Zündung auf Stufe 2 und die Temperatureinstellung für links und rechts auf 22°C. Den REST-Taster drücken und so lange gedrückt halten, bis das Diagnosemenü auftaucht. Links erscheint dann die Menüposition (z.B. 1) und auf der rechten Seite der entsprechende Wert (z.B. Innenraumtemperatur). Mit der AUTO-Taste können die einzelnen Menüpositionen durchgeblättert werden. AUTO-Taste so oft drücken bis links eine 10 zu sehen ist – Steuerspannung Gebläse. Mit der Taste für die Lüfterstufe können die einzelnen Stufen nun durchgeschaltet und die Steuerspannungen abgelesen werden. Nochmaliges Drücken des REST-Tasters verlässt das Diagnosemenü.


    2.2. Steuerspannung prüfen

    Jetzt wird geprüft, ob die Steuerspannung des Klimabedienteils am Regler anliegt. Läuft der Lüfter in irgendeiner Form noch, den Lüfter jetzt an der Trennstelle von der Spannungsversorgung abziehen. Anschließend Zündung einschalten (2) und eine beliebige Lüfterstufe einstellen (außer AUS). Die Spannung kann mit einem Voltmeter an dem Fahrzeugseitigem Stecker der Trennstelle (Abbildung 6) abgenommen werden. Im Bild liegt an der gelben Litze die Steuerspannung. Multimeter auf DC (Gleichspannung) und Anzeigewert (falls keine automatische Skalierung) auf 20V oder größer stellen. Spannung zwischen Gelb (fahrzeugseitig andere Farbe) und Schwarz messen. Der Wert muss zwischen 0,8 und ca. 6V liegen. Falls keine Spannung anliegt, Problem an Klimabedienteil suchen.


    2.3. Laststromkreis prüfen

    Weiterhin kann jetzt geprüft werden, ob die Steuerspannung vom Regler in den Laststromkreis umgesetzt wird. Hierfür Zündung aus und Stecker an der Trennstelle wieder zusammenfügen. Falls der Lüfter in irgendeiner Form noch dreht, zweite Person zum Halten des Lüfters hinzuziehen. Die am Lüfter anliegende Spannung kann an dessen Anschlussklemmen abgenommen werden. Voltmeter wie oben beschrieben einstellen. Messspitzen an die Klemmen des Lüfters halten (blau und rot in Abbildung 7). Die im Bild blaue Klemme am Motor ist die vom Regler gesteuerte Masse. Zündung einschalten, Lüfterstufe beliebig einstellen (außer AUS) und Spannung messen. Liegt keine Spannung an, ist der Regler defekt.


    2.4. Gebläseregler demontieren




    Abbildung 7: Lüfter ausgebaut

    Demontiert wird der Regler über die beiden Torxschrauben der Größe T20. Die Steckverbindung zum Motor und Einheit an der Trennstelle abziehen.

  • 3. Neubeschaffung des Reglers

    Im gezeigten Fall (Abbildung 7) ist der defekte Regler bereits einmal gegen ein günstiges Produkt ausgetauscht worden. Hersteller des Original-Reglers waren unter anderem Bosch und Behr. Die Erstausrüster-Regler scheinen jedoch nicht mehr erhältlich zu sein. Teilenummern der nicht mehr erhältlichen Erstausrüster-Regler (kein Anspruch auf Richtigkeit):


    Bosch 9140010179


    Behr: 9094302385


    Daimler: A2108218351


    Daimler: A2108212951


    Zur Schriftlegung sind verschiedene Regler teils unbekannter Herkunft im Internet erhältlich, bei Preisen zwischen € 98,- und € 199,- inkl. MwSt ohne Versandkosten. Einzig ein Teil mit Teilenummer und Herstellerangabe konnte ausfindig gemacht werden:


    KAE 3701420 (UVP € 199,- inkl. MwSt)


    Die Bezugsquelle ist die Fa. Kaehler Automotive-Equipment GmbH, http://www.kae-automotive.de/


    Dieser und die günstigeren „Markenfreien“ Regler sind mit konfektioniertem Kabel einbaufertig erhältlich, sodass die Reparatur schnell erledigt ist.


    Gebrauchte Teile sind, wie bereits geschrieben, so gut wie nicht erhältlich. Mit ein wenig Glück könnte man trotzdem bei der Fa. MB GTC GmbH, http://www.mbgtc.de, fündig werden.


    3.1. Einbau des neuen Reglers

    Grundsätzlich sollte bei Einbau des neuen Reglers darauf geachtet werden, dass ein wenig Wärmeleitpaste zwischen den Kontaktflächen des Reglers und des Lüfterträgers eingebracht wird. Hierfür kann Paste aus dem PC-Zubehör (war früher häufig in den Prozessor-Kartons zu finden) oder Elektronikbedarf verwendet werden. Den Regler mit den beiden Schrauben handfest andrehen. Drehmoment ca. 6 Nm. Der weitere Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge zum Ausbau. Fertig!


    3.2. Exkurs Wärmeleitpaste

    Die Paste ist dazu da, die Wärmeübertragung zu verbessern, indem sie Luft in kleinen Zwischenräumen verdrängt. Wichtig ist eine gute Wärmeabfuhr im Bezug auf die Lebensdauer der Elektronik. Im Allgemeinen wird beispielsweise angenommen, dass eine um 10K verringerte Betriebstemperatur die Lebensdauer von Elektrolytkondensatoren verdoppelt (NGT-Regel).


    Wärmeleitfähigkeit in einem Stahl liegt typisch zwischen 15 und 58 W/(m·K), Aluminium 238 W/(m·K). Mit Luft gefüllte Zwischenräume haben dagegen nur eine Wärmeleitfähigkeit von 0,0262 W/(m·K). Wärmeleitpasten haben üblicherweise eine Wärmeleitfähigkeit von 10 W/(m·K). Da die Wärmeübertragung zwischen den Bauteilen auch von der Größe der Kontaktfläche abhängt, muss die zur „guten“ Übertragung zur Verfügung stehende Fläche durch Minimierung der Zwischenräume Maximiert werden. Der Auftrag der Paste erfolgt nach dem Motto „So dick wie nötig, so dünn wie möglich“, um den Abstand der zusammengefügten Teile nicht zu vergrößern.


    3.3. Alternativer Regler

    In den letzten Versionen der S-Klasse BR140 (W140) wurden Klimabedienteile verwendet, die Teilenummern beginnend mit „A210“ besaßen. Abgesehen von der Teilenummer, sind die Bedienteile der S-Klasse auch optisch identisch. Es liegt also die Vermutung nahe, dass auch die Gebläseregler auf gleiche Weise funktionieren. Nach kurzer Suche im Internet stellt sich heraus, dass die Regler über die gleichen Befestigungsmerkmale und scheinbar gleiche Anschlussbelegung verfügen. Weiterhin sind die Regler mit der Teilenummer:


    DB: A1408218351


    DB: A1408218451


    teilweise für unter € 40,- im Internet erhältlich. Diese Tatsache macht sie, trotz unbekannter Herkunft, für den ambitionierten Bastler attraktiv. Auf den ersten Blick ist leider zu erkennen, dass Stecker und Kabellängen von dem Original stark abweichen. Eine Verwendung ist daher nur möglich, sofern Kabel und Stecker des alten Reglers übernommen werden. Weiterhin ist zu diesem Zeitpunkt unklar, ob der in der S-Klasse verbaute Lüfter andere Leistungsdaten besitzt. Wie der dichtende Ingenieur und konstruierende Schriftsteller Heinrich Seidel einst schrieb: „Dem Ingenieur ist nichts zu schwer“ und außerdem: Versuch macht klug - das Ersatzteil für den W140 soll es werden!


    3.3.1. Anschlusskabel anpassen






    Abbildung 8: Alter und neuer Regler

    Abbildung 8 zeigt den alten Nachbauregler und den Ersatz-Nachbauregler der S-Klasse. An der eingezeichneten grünen Linie muss nun das Kabel des Ersatzreglers durchtrennt werden. Die blaue Litze (geschaltete Masse) kann weiterverwendet werden, sodass nur die Litzen mit den Farben Schwarz, Rot (dünn) und Gelb durchtrennt und an das Originalkabel angebracht werden müssen. Am besten werden die Kabel mit dem Lötkolben verbunden und mit Schrumpfschlauch gegen ungewollten Kontakt an der Lötstelle geschützt. Da ich wenig Zeit hatte, habe ich Wago-Klemmen (Typ 222) benutzt.







    Abbildung 9: Neuer Regler, altes Kabel

    Anschließend wird der Regler wieder an seinen angestammten Platz geschraubt, der zuvor gereinigt und mit Wärmeleitpaste versehen ist.







    Abbildung 10: Lüftereinheit fertig zum Einbau

    Der Einbau der Lüftereinheit erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Die Funktion des Lüfters mit der Reglereinheit der S-Klasse scheint uneingeschränkt gegeben zu sein. Alle Lüfterstufen lassen sich schalten, die Automatik funktioniert und die Leistung in höchster Stufe ist gegeben. Alles in Allem ist die Reparatur geglückt und zu einem sehr guten Preis mit wenig Aufwand machbar. Langzeiterfahrungen liegen noch nicht vor.


    Grüße,
    CruiseMissile

  • Prima ! Da haste Dir ja jede Menge Arbeit gemacht. Toll dokumentiert. Bis hin zur Wärmeleitfähigkeit von Stahl :) So müsste die Reparatur auch für weniger Geübte ja klaglos funktionieren. Ein Top Beitrag für die Datenbank ! Klasse ! 8)

  • Zur Dauerhaltbarkeit des S-Klasse-Nachbaureglers kann ich etwas sagen: Seit zwei Jahren ohne jegliche Probleme im täglichen Einsatz.


    Allerdings scheint es da auch "Montagsteile" zu geben, da der zuerst gelieferte Nachbauregler von vornherein defekt war (schaltete was, wann und wie er wollte). Nach (problemlosem) Umtausch keine Probleme mehr.

  • Hallo,
    mal eine Frage zu diesem Thema: gibt es irgerndwo einen Schaltplan des Reglers, so dass man diesen zur Not auch reparieren kann....?

  • okay, danke, das wusste ich nicht, weil ich den Regler noch nicht ausgebaut hatte...


    in der Vergangenheit hatte ich bei anderen Autos schon Schaltungen repariert und dachte, dass man hier auch irgendwie dran kommt...

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