Artikel über den W210 in der Zeitschrift "ClassicCars" am 03.06

wenn ich bei mobile.de den Golf II aufrufe, bekomme ich fast 1200 Treffer, die Preisspanne geht von 200 Euro bis knapp 7000 Euro, wobei die für 7000 Euro getunte Spezialitäten in Top Zustand sind, weit oberhalb vom normalen GTI.

Die jüngsten Golf 2 sind heute 23 Jahre alt - um so ein Auto in Top Zustand zu halten, darf ich es nicht im Alltag nutzen, sondern muss es als Sonntagsauto in die Ecke stellen. Wenn ich mal nur 500 Euro Kosten pro Jahr für den Unterhalt ansetze, sind das in 23 Jahren 11500 Euro - für einen Endverkaufspreis von 7000 Euro VB, bei dem man noch berücksichtigen muss, dass das Auto ja vor 23 Jahren nicht kostenlos war. Selbst bei unseren heutigen Zinsbedingungen wäre es lohnenswerter gewesen, wenn ich die 500 Euro vermögenswirksam angelegt hätte, statt sie in so eine Karre zu investieren, und die realen Kosten werden wahrscheinlich höher sein als 500 Euro.

Wenn man sehen will, mit welchen Vehikeln sich das Spekulieren lohnt, dann muss man auf der Techno Classica in die Hallen gehen, wo Mirbach, Thiessen und Co. ihre Stände aufgebaut haben. Und selbst bei den millionenteuren Kisten sieht es momentan so aus, als ob sich eine Blase aufbauen würde, die mittelfristig platzen kann.

Lasst uns doch einfach Spaß an unseren Autos haben, und wenn sich die Pflege wenigstens teilweise durch Wertsteigerung gegenfinanziert, umso besser - die Rente würde ich aber definitiv nicht davon abhängig machen.

Gruß Frank

bei Autos, die sich in der Phase befinden wie momentan der W210, wird immer mit dem Zeitwert gerechnet, und das kann nur frustrieren, wenn z.B. die Erneuerung des kompletten Auspuffs oder ein Satz neuer Markenreifen schon am Zeitwert kratzt.

Das Rechnen mit dem Zeitwert ist aber nicht richtig - wennman den W210 im Alltag bewegt, muss man die Kosten eher damit vergleichen, was ein adäquates Auto neu oder als junger Gebrauchtwagen kostet, und diese Rechnung fällt deutlich erfreulicher aus.

Nur mal ein Beispiel - unser W211 Kombi kostete 2006 runde 63000 Euro Listenpreis. Mit elf Monaten und knapp 10000km auf der Uhr stand er für 43000 Euro ( !! ) bei Mercedes und wir haben ihn noch 2000 Euro runterhandeln können. Der Wagen ist dann vier Jahre als Leasing Geschäftswagen gelaufen, danach hatte er 90000km auf der Uhr, und Mercedes wollte für das Auto noch 15000 Euro haben. Als dann letztes Jahr der Unfall war, wurde der Wagen in scheckheftgepflegt mit runden 100000km auf der Uhr noch auf gut 10000 Euro geschätzt. Selbst wenn man 10000 Euro Rabatt auf den Listenpreis ansetzt, sind das in acht Jahren gut 40000 Euro, die da alleine durch den Wertverlust in den Sand gesetzt wurden. Die Kosten für Erhalt und Pflege sind vielleicht nicht so hoch wie bei einem alten W210, kostenlos waren sie aber nicht, teilweise sogar ziemlich üppig, weil die Inspektionen immer beim Freundlichen gemacht wurden.

Wenn ich bei meinem Alltags Zweitwagen die Dreieinhalb-Jahres-Bilanz ziehe, einem E200T von 1999, dann komme ich auf etwa 1500 Euro für den Erhalt pro Jahr, und wenn ich das Auto in brauchbarem Zustand halte, ist kaum noch Wertverlust vorhanden. Für das Geld kann ich nicht mal einen Dacia Logan unterhalten, wenn ich ihn fabrikneu kaufe bzw. lease. Und ich habe einen täglichen Fahrkomfort, den ich bei keinem Billig Auto der Welt hätte.

Reparieren statt Wegwerfen macht auch noch aus einem anderen Grund Sinn - wenn ich z.B. 2000 Euro für ein überholtes Getriebe ausgebe, habe ich ein Getriebe im Neuzustand. Wenn ich das Auto dagegen für 500 Euro in den Export gebe, und mir für 2500 Euro einen anderen 210er kaufe, bekomme ich ja kein Auto in Top Zustand, sondern eins, an dem ich gleich wieder anfangen darf.

Ein Bekannter bezahlt für seinen Passat Kombi fast 500 Euro Leasingrate pro Monat, das macht 6000 Euro im Jahr, und schwärmt mir immer vor, wie toll das Fahrgefühl in meinem alten Benz ist. Solche Rechnungen motivieren .

Gruß Frank