S210-OM 611: Keine Leistung und keine Fehler. Bitte helft mir!

  • Wurden den die Unterdruckregler vom Turbo und AGR mal gegeneinander getauscht? An den Unterdruckreglern ist normalerweise ein kleiner Luftfilter, welcher verdreckt sein könnte. :hm:

  • Hallo zusammen,


    Danke nochmal für die Tipps, es geht weiter. Der Steckeradapter am Getriebe war schon gegen die neue Version bei der ATF-Spülung getauscht worden, habe trotzdem den neuen eingebaut und alles sauber gemacht, schadet ja nicht.


    Die Druckdosen sind quergetauscht und funktionieren beide, Filter sind frei.


    Heute morgen mal das Messen am AGR angefangen. Also: Alles angeklemmt und mal das LMM-Sensorsignal (Pin 5 weiß/gelb) gegen das Steuersignal der Druckdose (low-aktiv, grau-schwarz ) beobachtet. Die AGR-Druckdose wird per 12V/Bordspannung versorgt und mit dem zweiten Kabel (schwarz-grau, Pins müsste am MSG müsste ich nachschauen) gesteuert. Liegt an dieser Steuerleitung Bordspannung an, ist das AGR-Ventil komplett geschlossen (kein elektrisches Potential gegen die Versorgungsspannung), bei ca. 0,85V ist es komplett offen. Dann steuert die Druckdose den Unterdruck voll durch.


    Die Stellung des AGR-Ventils ist lastabhängig. Bei Vollgas ist es komplett geschlossen ( = Bordspannung an der Steuerleitung). Im Leerlauf wird es nach einem Gasstoß erst komplett geöffnet, dann regelt es kurz hin und her um dann nach 60-90 Sekunden im Leerlauf dauerhaft zu schließen. Das jeweilige korrekte Öffnen und Schließen lässt sich am LMM-Signal gut nachvollziehen:


    - AGR im Leerlauf voll auf: LMM-Signal ca. 1,85V, Steuerspannung auf Druckdose ist ca. 0,85V
    - AGR im Leerlauf geschlossen: LMM Signal ca. 2,11V, Steuerspannung Druckdose dann Bordspannung.


    Jetzt kommt die Krux: Wenn der Motor die 60-90 Sekunden im Leerlauf lief nimmt er problemlos Gas an. Nämlich dann wenn das AGR zu war. Gebe ich dann Gas, wenn das AGR teilweise oder voll offen war, taucht das Problem auf.


    Also vermute ich, dass die AGR-Regelung im Leerlauf nicht stimmt und viel zu viel Abgas in den Ansaugtrakt gelangt. Wie gehabt schmeißt er dabei keinen Fehler.


    Bin jetzt nochmal dran die AGR abzuschalten bzw. mechanisch abzuklemmen und das Signal mit einer kleinen Platine zu simulieren. Wenn das nichts bringt muss ein neues MSG her.


    Was meint Ihr?


    Gruß Simon

  • So, nun geht es weiter, ich bin einer Lösung sehr nah.


    Ich habe jetzt folgendes diagnostiziert: Die Abgasmenge im Leerlauf ist deutlich zu hoch, das Steuergerät wirft keine Fehler. Alle Sensoren und Aktoren scheinen ok zu sein. Daher muss der Fehler im Steuergerät selbst in der Signalverarbeitung liegen. Dagegen hilft ein Steuergerätetausch, der beim W210 aufgrund der FBS2/FBS3 nicht trivial ist und es auch kein allgemeines Erfolgsrezept gibt. Da jetzt keine weiteren Ansatz gab musste ich mir selbst helfen.


    Die AGR-Abschaltung aus dem UK-Forum funktionierte bei mir am OM 611 (220CDI) nicht, da das LMM-Signal nicht korrekt verfälscht wird. Also habe ich mal ein bisschen überlegt, gerechnet und dann empirisch gemessen. Ziel war es mit einer Schaltung das Verhalten des AGR-Ventils am LMM-Signal nachzubilden. Im Leerlauf habe ich dazu die Schaltung anhand zweier Betriebspunkte ausgelegt (AGR voll auf und voll zu). Alles dazwischen ist als Betriebszustand schwierig herzustellen und auch schwierig zu messen. Daher habe ich mal vereinfacht ein lineares Verhalten angenommen (AGR halb auf wäre dann halbe Steuerspannung aus dem Steuergerät, der Einbruch am LMM-Signal wäre dann halb so groß, alles bei gleicher Drehzahl).


    Das ganze wird dann anhand der Widerstandspaarung 100 Ohm/470 Ohm als Spannungsteiler eingestellt. Wichtig: Der Widerstand in der LMM-Leitung darf dann nicht zu groß werden, sonst verfälscht er das LMM-Signal zu stark, wenn auf der Steuerleitung oben Bordspannung liegt (AGR zu wäre das dann). Habe das ganze mal aufgezeichnet, alles etwas vereinfacht.


    Achtung: Das ist kein generelles Rezept sondern muss natürlich auf den Motor mit viel Messen angepasst werden. Messtechnisch liege ich so jetzt mit den Werten sehr nah am funktionierenden AGR. Ströme habe ich alle gemessen, sind sehr nahe an den vorherigen Werten (überlebensnotwendig fürs Steuergerät) und die Widerstände werden auch nicht überlastet.


    Mal ne Probefahrt gemacht, läuft bis jetzt astrein. Langzeittest steht noch aus. Ich werde berichten. Anbei nochmal 2 Fotos von dem ganzen in Theorie und Praxis. Wenn das dann läuft fahre ich nochmal zu MB und lösche die Fehler und schaue dann ob er nichts neues mehr ablegt. Wenn Ihr mögt berichte ich nochmal ausführlicher von den Messwerten. Das Steuergerät an sich ist damit natürlich nicht repariert, aber gekostet hat es bis jetzt nur Zeit und Hirnschmalz.


    Gruß Simon


    // Edit: Sorry ich weoß nicht wie ich das Bild drehe.

  • Daumen hoch und Respekt ! :winke: Wer hat das Wissen --und die Ahnung-- unserer alten Elektronik zu trotzen und letztlich doch einen Erfolg zu feiern. Bin sicher, viele hier finden das gut und würden es gerne bei eigenen Problemen nachbauen. Klasse gemacht, die Elektroniker hier applaudieren :winke:

  • Boah ey...ich komm gar nicht klar damit...alles böhmische Dörfer für mich.

  • Da bin ich ja mal gespannt. Wenn das dauerhaft ohne Leistungsverlust funktioniert wäre super. Noch eine Blinddichtung uns AGR für alle Fälle und ab dafür.
    Wie sieht jetzt eigentlich dein Motoröl aus nach den Fahrten mit erhöhter Rußbildung?
    Ruß wandert zum kalten hin und setzt sich somit bei höherer Konzentration verstärkt an den Zylinderwänden ab und gelangt so ins Motoröl und erhöht neben der Viskosität auch den Verschleiß im Bereich der Steuerkette

  • Zitat

    Ist der Gartenschlauch geeignet? Ich frag ja nur mal so ;)


    Funktional ja, Langzeitresistenz gegen Hitze, Öl und Abgas bitte bei Gardena anfragen und die Antwort hier posten :D


    Zitat

    Da bin ich ja mal gespannt. Wenn das dauerhaft ohne Leistungsverlust funktioniert wäre super. Noch eine Blinddichtung uns AGR für alle Fälle und ab dafür.
    Wie sieht jetzt eigentlich dein Motoröl aus nach den Fahrten mit erhöhter Rußbildung?
    Ruß wandert zum kalten hin und setzt sich somit bei höherer Konzentration verstärkt an den Zylinderwänden ab und gelangt so ins Motoröl und erhöht neben der Viskosität auch den Verschleiß im Bereich der Steuerkette


    Solange Druckdose und AGR in Ordnung sind ist das AGR-Ventil im spannungslosen Zustand zu. Die ganz ängstlichen könnten es ja zuschweißen :D. Motoröl, guter Einwand: Schwarz wie eh und je zuvor. Da die Rußbildung nur über ein paar Tage war und Langstrecke gefahren wird denke ich das geht in Ordnung.


    Noch was: Es gibt bei der Star-Diagnose noch einen Stellgliedtest zur AGR. Den werde ich nochmal mit meiner Fake-Lösung machen. Wenn dann alles ok geht habe ich eine haltbare Dauerlösung. Verbrauch ist wie erwartet nochmals runtergegangen und Rußbildung geht gegen 0.


    Gruß Simon

  • Tröpfel mal das Öl auf ein Stück 80g Druckerpapier und lass 24 Stunden ziehen. Ob dann noch Ringe erkennbar sind oder es sich einfach nur um ein schwarzes Loch handelt. Der helle Rand , der im Gegenlicht sichtbar ist, ist der Kraftstoffeintrag.

  • Wenn Ihr mögt berichte ich nochmal ausführlicher von den Messwerten.


    Das wäre super. Tolle pragmatische Lösung, gerade im Hinblick auf den erheblichen Aufwand welcher den Austausch des MSG darstellt.

    Grüsse Karsten


    Ich respektiere Meinungen, aber es ist der Zweifel, dem man seine Bildung verdankt...... (Wilson Mizner)

  • Na dann hole ich mal ein bisschen weiter aus. Messwerte sind aus dem Kopf, also besser selbst messen. Zumal eh jeder Motor da anders ist.


    In der Theorie ist die Schaltung nicht genau zu spezifizieren, da sie nur ein Ausschnitt darstellt. Wir wissen leider nicht, wie das Steuergerät hinter den Pins aussieht und wie sich die Aktoren unter elektrischer Last verhalten. Insbesondere ist unbekannt, wie der Steuerausgang des AGR's beschaltet ist (OP's incl. Beschaltung etc.). Dies gilt ebenso für den Eingang des LMM-Signals (vermutlich hochohmig gegen Masse abgeschlossen). Erschwerend kommt hinzu, dass die Aktoren und Sensoren nicht gegen Karosseriemasse abgeschlossen sind. Das wird EMV-Gründe haben. Ein Ersatzschaltbild ist demnach nicht einfach, aber auch nicht unbedingt notwendig. Soviel zur Theorie.


    Hauptsächlich wird über den "gesteuerte" Spannungsabfall über den 100 Ohm Widerstand erzeugt. Dieser sollte möglichst klein sein, damit das LMM-Signal möglichst gering beeinflusst wird, wenn die Diode gesperrt ist. In meinem Fall fielen im Leerlauf 30mV darüber ab, was respektive einem Strom von 0,3mA in das Steuergerät (LMM-Pin) entspricht, wenn das AGR zu ist. Sobald das Steuergerät das AGR über den Diodenzweig aufsteuert, fließt ein Strom durch die Diode in das Steuergerät (Steuerausgang AGR). Vermutlich wird dabei einfach nur der Eingangswiderstand im Steuergerät gegen Masse gesteuert. Dann fallen am 100 Ohm Widerstand ca. 250mV ab, was als Gesamtstrom des Stromteilers 2,5mA ist (trennt sich dann ja Richtung LMM und AGR Steuerausgang auf). Alle Teilströme sind für die Widerstände unkritisch, da die Verlustleistung fernab der Belastungsgrenze des 100 Ohm Widerstandes ist (er führt ja den Gesamtstrom).


    Die Schaltung aus dem UK-Forum ist mir übrigens nicht geheuer, da kein definierter Spannungsteiler vorhanden ist und wir nicht wissen, inwieweit die Eingänge spannungs- oder stromgeregelt sind. Bei mir gab es keinen Spannungsabfall auf dem LMM-Signal, von daher würde ich da von Abstand nehmen. Die Kollegen dort hatten das auch eher auf dem 270/320CDI verbaut, da kann das Steuergerät schon mal ganz anders aussehen...


    Man könnte jetzt natürlich noch tiefer einsteigen, aber das Auto soll ja wieder fahren anstatt tagelang "Re-Engineering" zu betreiben.


    Wenn jemand so etwas nachbauen will empfehle ich das wirklich alles vorher (mit AGR dran) und nachher (mit Schaltung) zu messen und auf den Motor anzupassen.


    Soweit alle Klarheiten beseitigt?


    Gruß Simon

  • Beeinflusst Deine "Add-On" Schaltung das Signal des LMM das an das MSG gemeldet wird?


    Wenn ja, ist bei Fahrzeugen mit Automatik vorsicht geboten, da das LMM Signal eine der wichtigsten Eingangsgrößen für das GSG darstellt.


    Anhand des LMM Signals wird ja die Motorlast an das GSG übermittelt und die Schaltvorgänge entsprechend dieses Signals angepasst/vorausberechnet.


    Eine Verfälschung des LMM SIgnals wird daher zur Dekalibrierung der Daten führen die das GSG zur korrekten Funktion benötigt.

  • So wie ich es nachvollziehen kann, regelt die Schaltung nur ein Schliessen des AGR im Leerlauf und beim Anfahren, danach geht die Regelung ganz normal wie üblich weiter, ohne weitere Beinflussung.

    Grüsse Karsten


    Ich respektiere Meinungen, aber es ist der Zweifel, dem man seine Bildung verdankt...... (Wilson Mizner)

  • Danke für das positive Feedback.


    Komme gerade von der Star-Diagnose: Keine Fehler. Die AGR-Stellglieddiagnose ist leider nur eine Ist-Wertbeobachtung der Luftmasse mit Toleranzbereich. Das ganze ist sehr träge und nicht so sehr aussagekräftig wie ich es mir erhofft habe. Es wird aber keine Toleranzgrenze überstrapaziert sonst würde er ja einen Fehler werfen. Das Auto läuft wunderbar wie immer und hat volle Leistung, für mich ist die Sache damit abgeschlossen.


    Anbei nochmal ein Bild vom Öl, da scheint mir kein Kraftstoffeintrag vorhanden zu sein.


    Zitat

    So wie ich es nachvollziehen kann, regelt die Schaltung nur ein Schliessen des AGR im Leerlauf und beim Anfahren, danach geht die Regelung ganz normal wie üblich weiter, ohne weitere Beinflussung.

    Jein, die Schaltung beeinflusst jedes mal das LMM Signal, wenn das AGR aufgehen würde (hauptsächlich in Teillast, auch während der Fahrt). Der Spannungsabfall bei geschlossenem AGR liegt bei <1,5%, ich denke da wird jeder (Zubehör-)LMM weiter streuen. Und jetzt stellt euch nochmal einen undichten Ladeluftkreis vor, dann würde das LMM-Signal ja völlig daneben liegen und die berechnete Last garnicht mehr stimmen und sich GSG völlig "dekalibrieren".

    Zitat

    Eine Verfälschung des LMM SIgnals wird daher zur Dekalibrierung der Daten führen die das GSG zur korrekten Funktion benötigt.

    Siehe oben. Zumal das Getriebesteuergerät das Rohsignal des LMM vermutlich nicht kennen wird, da es im MSG vorverarbeitet wird (oder anhand von Drehzahl und anderen Größen die Last berechnet wird). Welche Daten das Getriebesteuergerät genau erhält weiß ich nicht. Sicherlich stecken da viele Signalnormierungen, Entprellungen und Glättungen drin, die wir garnicht kennen. Ich kann daher nur sagen, dass die Verfälschung des Rohsignals verschwindend gering ist und m.M.n. in jeglichen Bauteiltoleranzen untergeht.


    Viel interessanter zu wissen wäre jetzt abschließend nochmal, wie groß die Abgasrückführmenge bei einem intakten Motorsteuergerät ist. Also wie das AGR im Leerlauf korrekt regeln müsste (siehe mein letztes Video). Leider haben wir hier keine Vergleichswerte...



    Gruß Simon

  • Ne das schaut in Ordnung aus. Kein zackiger Rand für Wasser und wenn das Gegenlicht ist, auch kein Kraftstoffeintrag, oder zu kurz trocknen lassen. Etwas dunkel, aber keine Ahnung wie viele Betriebsstunden das schon drin ist. Deine Schaltung ist super. Solltest du mal als Service anbieten ;)

  • Hallo Leute,


    ich hole das Thema nochmal hoch mit einem Update.


    Seit nun mehr als 10.000 km läuft die oben beschriebene Lösung ohne jeden Zwischenfall. Also: Wer sowas nachbauen will, nur Mut, aber nicht einfach 1:1 kopieren sondern ordentlich messen alles. Zwei weitere Beobachtungen habe ich:


    1. Wie erwartet kein Ruß mehr, wirklich absolut null, auch nicht nach längeren Schleichfahrten, wo sich sonst immer Ruß gestaut hat und dann rausgeblasen wurde.


    2. Der Verbrauch ist laut Bordcomputer leicht runtergegangen (0,2 Liter ca.). Das ist jedoch eine reine Lüge, nach Tankstelle ist der Verbrauch sogar leicht gestiegen.


    Frage1: Wie wird der Verbrauch beim OM611 gemessen? Rein softwaretechnisch aus dem Kennfeld, wird sie also rechnerisch nachgebildet? Oder gibt es irgendwo einen Durchflusswächter/Sensor? Für die Software-Lösung spricht, dass der angezeigte Verbrauch jetzt weiter von der Realität abweicht.


    Frage 2: Warum steigt der Verbrauch bei abgeschalteter AGR? Beim Benziner dient die AGR zur Effizienzsteigerung (Drosselklappe weiter auf im Teillast, daher weniger Strömungsverluste und weniger Verbraucht). Beim Diesel, der mit Luftüberschuss arbeitet gibt es keine Drosselklappe zur Leistungsdosierung, die AGR dient zur Senkung der NOx-Emissionen und primär nicht Verbrauchsreduzierung.


    Freue mich auf Antworten.


    Gruß Simon

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